Wie Endress+Hauser Flow mit Schweizer Schokolade der Krise trotzt

Endress+Hauser Flow gehört zu den weltweit führenden Herstellern industrieller Durchflussmessgeräte. Im Cluster-Talk der Handelskammer beider Basel verrät COO Stephan Anliker, wie das Unternehmen die Coronakrise überstand – und warum die Beziehung zu den Lieferanten so wichtig ist.

Von Daniel Lüdin

Die Coronakrise war und ist mit vielen grossen Herausforderungen verbunden. Besonders betroffen sind auch die globalen Lieferketten. Materialpreise steigen, Engpässe nehmen zu, die Unsicherheit ebenfalls. Auch Endress+Hauser Flow mit Sitz in Reinach wird von der Pandemie vor grosse Herausforderungen gestellt. Als Chief Operating Officer trägt Stephan Anliker die Verantwortung für Werke in China, Indien, Brasilien, USA und weiteren Ländern. «Die vergangenen zwei Jahre waren extrem anspruchsvoll», betonte Anliker gleich zu Beginn des virtuell durchgeführten Cluster-Talks. «Unser Ziel war es jedoch von Anfang an, unsere Lieferfähigkeit und die Betreuung unserer Kunden weltweit sicherzustellen. Das ist uns bis heute gelungen.» 

In Krisenzeiten Ruhe bewahren

Trotz schwierigen Zeiten: Jammern mag und will der COO nicht. «Als Familienunternehmen mit langer Tradition sowie einer stabilen Strategie befanden wir uns von Beginn an in einer guten Ausgangslage. Wir mussten nie kurzfristig agieren, sondern konnten stets an unserer langfristigen Strategie festhalten.» Für ein Unternehmen sei es von grossem Wert, auch in Krisenzeiten Ruhe zu bewahren. «Damit dies möglich ist, braucht es aber die passenden Rahmenbedingungen.» So sei zum Beispiel von Anfang an klar gewesen, dass im Zuge der Krise keine Stellen abgebaut werden würden. «Mit diesem Grundsatzentscheid generierte der Verwaltungsrat grosses Vertrauen. Zudem konnte sich das Management ganz darauf konzentrieren, das Schiff auf Kurs zu halten.» 

Flexible Lieferkanäle

Was aber sind denn nun die entscheidenden Faktoren, die dazu führten, dass das Unternehmen die Coronakrise bis jetzt mehr oder weniger unbeschadet überstanden hat? «Wir können uns keine zu hohen Lieferzeiten erlauben, da der Kunde sonst schnell zur Konkurrenz wechselt. Umso wichtiger ist deshalb, dass wir auf eine sehr agile und robuste Supply Chain zählen können», erklärt der COO. Dazu gehört, dass das Unternehmen über mehrere Lieferantenkanäle verfügt. So kann es etwa sein, dass Endress+Hauser Flow für ein spezifisches Produkt einen Lieferanten in Indien hat, der nach Fernost liefert – und auf der anderen Seite einen in der Türkei, der in die USA liefert. «Wenn wir das komplette Geschäft von Indien aus erledigen würden, könnten wir zwar kurzfristig Geld sparen – langfristig aber profitieren wir davon, dass wir in der Lage sind, unsere Produkte stets termintreu zu liefern.» Erklärtes Ziel des Unternehmens ist es, 96 Prozent der Bestellungen auf den Tag genau bei der Kundschaft abzuladen. 

«Wir können uns keine zu hohen Lieferzeiten erlauben, da der Kunde sonst schnell zur Konkurrenz wechselt. Umso wichtiger ist deshalb, dass wir auf eine sehr agile und robuste Supply Chain zählen können»

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Director Operations (COO) Endress + Hauser Flowtec AG

Schweizer Schokolade für globale Lieferanten

Entscheidend sei zudem auch der Faktor «Mensch». Und das nicht nur innerhalb des eigenen Unternehmens, sondern auch in der Zusammenarbeit mit Lieferanten und Partnern. «Wir legen grossen Wert darauf, unser globales Netzwerk zu pflegen.» Anliker betont: «Wir arbeiten nicht gegen die Lieferanten, sondern mit ihnen.» Und manchmal seien es auch vermeintlich kleine Zeichen, die Grosses bewirken können. «Im Zuge der Coronakrise hat Endress+Hauser Flow seine Lieferanten in aller Welt mit einem kleinen Präsent beschenkt: Schweizer Schokolade– quasi als Dank für die Treue und das Engagement in Zeiten der Krise. «Die Aktion hat unglaublich viel Resonanz ausgelöst und das Band zwischen uns und den Lieferanten zusätzlich gestärkt.» Der COO ist überzeugt, dass das Unternehmen von dieser Bindung und den lokalen Anknüpfungspunkten nachhaltig profitieren wird. Das ist auch nötig: Anliker geht davon aus, dass die Situation im weltweiten Güterverkehr auch in den kommenden Monaten angespannt bleiben wird. Unklar sei zudem, wie sich die Situation auf den Konsum niederschlägt. «Wenn die Verfügbarkeit der Produkte knapp bleibt und die Preise dadurch höher werden, ist es möglich, dass die Bestellungen zurückgehen.» Auch wenn noch viele Fragen offen sind, stellt Stephan Anliker klar: «Wir werden weiterhin versuchen, die Entwicklungen der globalen Lieferketten frühzeitig zu antizipieren und entsprechend darauf zu reagieren.» 

Hinweis

Das cluster-forum der Logistikbranche der Region Basel findet am 23. November 2021 statt.

Infos und Anmeldung


Führender Anbieter für Durchflussmessgeräte

Endress+Hauser Flow ist eine Erfolgsgeschichte. Vor über 40 Jahren in einer kleinen Garage in Reinach gegründet, hat sich das Unternehmen eine Spitzenposition unter den Herstellern industrieller Durchflussmessgeräte für Flüssigkeiten, Gase und Dampf erarbeitet. «Unsere Geräte werden in zahlreichen Industrien eingesetzt», sagt Stephan Anliker. Die Vielseitigkeit der Anwendungsmöglichkeiten ist für den Normalverbraucher kaum fassbar: Das Portfolio umfasst Produkte in über 30 Millionen Varianten. «Dadurch können sich unsere Kunden stets darauf verlassen, dass wir unsere Produkte auf ihre Bedürfnisse massschneidern», so Anliker. Mittlerweile zählt das Unternehmen mehr als 2200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an sieben Niederlassungen in  der Schweiz, Frankreich, China, Indien, Brasilien, Deutschland und den USA.