Wie sich die Rheinhäfen für die Zukunft rüsten

Mithilfe einer neuen digitalen Verkehrsmanagementplattform soll der Warenverkehr und die Zollabfertigung am Rheinhafen besser koordiniert werden. Das Mammut-Projekt soll den Standort Basel und die Binnenschifffahrt in Zukunft noch attraktiver machen.

Von Deborah Strub

Die Schweizerischen Rheinhäfen sind unser Handelstor zur Welt. Und genau aufgrund dieser bedeutenden Rolle sind die Rheinhäfen auch Mitglied der Trägerschaft des Logisticlusters. Gemeinsam mit den anderen Mitgliedern leisten sie einen wichtigen Beitrag zur positiven Entwicklung der Rheinhäfen und der Binnenschifffahrt. In den Hafenteilen Basel-Kleinhüningen, Birsfelden und Muttenz Au werden jährlich sechs Millionen Tonnen Güter und über 100’000 Container umgeschlagen. Dies entspricht 10 Prozent aller Schweizer Importe. Jeder dritte Liter Mineralöl und jeder vierte Container werden über die Rheinhafenterminals abgewickelt.

Hinter den eindrücklichen Zahlen steckt eine anspruchsvolle Logistikleistung. In Zukunft soll diese primär digital vollzogen werden. Um dieses Ziel zu erreichen haben die Schweizerischen Rheinhäfen gemeinsam mit den Häfen CCI Alsace Eurométropole (Ports de Mulhouse) und Weil am Rhein eine digitale Verkehrsmanagementplattform entwickelt, die den Warenverkehr und die Zollabfertigung besser und vor allem digital koordinieren soll. Hinter dem «RheinPorts Information System (RPIS)» steckt ein jahrelanger Austauschprozess der verschiedenen Stakeholder, die sich in der RheinPorts GmbH länderübergreifend zusammengeschlossen haben. «Wir sind stolz, dass wir alle gemeinsam an einen Tisch bringen konnten, um über zukunftsorientierte Lösungsansätze zu diskutieren», sagt Martin Nusser, stellvertretender Direktor der Schweizerischen Rheinhäfen. Denn um eine gemeinsame Verkehrsmanagementplattform nutzen zu können, sei Vertrauen unter den Teilnehmenden essentiell.

«Wir sind stolz, dass wir alle gemeinsam an einen Tisch bringen konnten, um über zukunftsorientierte Lösungsansätze zu diskutieren.»

Martin Nusser
Stellvertretender Direktor der Schweizerischen Rheinhäfen

Gesamtauslastung steigern

Über das RPIS werden viele notwendige Informationen zwischen allen relevanten Anspruchsgruppen in internationalen Lieferketten ausgetauscht. Auf der Plattform können unter anderem Schiffsreisen durch Reedereien und Terminalbetreiber gemeinsam geplant werden. «Da diese Prozesse durch das neue System effizienter gestaltet werden, kann die Gesamtauslastung des Hafens deutlich gesteigert werden», sagt Felix Harder, Geschäftsführer RheinPorts GmbH. Denn bis jetzt wurden die Schiffe noch per Telefon, Mail oder gar Fax den verschiedenen Terminals zugewiesen. «Den einzelnen Partnern fehlten die Gesamtinformationen. Ein neutrales System kann die Schiffe koordinieren, ohne dass dabei jemand bevorzugt oder benachteiligt wird», sagt Harder. «Das System zeigt an, woher das Schiff kam, was das Schiff geladen hat und wie die Reise weitergeht. Durch die gesteigerte Effizienz und die höhere Gesamtauslastung werde man mit dem RPIS auch nachhaltiger, ist Harder überzeugt. «Dank dem RPIS haben wir valide Daten, wieviel CO2 wir durch die Kapazitätserhöhungen einsparen können.»

Profitieren vom RPIS sollen auch die Zollstellen der Länder Frankreich, Schweiz und Deutschland. Das ist laut Harder entscheidend, da durch den heutigen Zollprozess oft Zeit verloren geht. «In Zukunft können die Schiffe bereits bei der Reiseplanung dem Zoll mitteilen, zu welchem Zeitpunkt sie die Landesgrenze passieren werden und welche Fracht sie geladen haben.» So könne der Zoll frühzeitig planen, wann und wo die Fracht überprüft werden soll oder ob auf eine Überprüfung gänzlich verzichtet werden kann.

Die Künstlicher Intelligenz arbeitet mit

Das RPIS ist am Oberrhein seit 2017 mit dem Containermodul im Einsatz und bei den Unternehmen im Containerbereich etabliert. Aktuell wird das System erneuert; dabei wird unter anderem der Nutzungsbereich auch auf Massengut und weitere Verkehrsträger erweitert. Bereits nächsten Frühling soll die erste Phase abgeschlossen und das neue System in das alte integriert worden sein. «Danach findet ein ständiger Prozess statt, in dem weitere Funktionen in die Plattform gespeist werden», sagt Harder. Zum Zug sollen dabei auch neue Technologien wie künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen kommen. «Sie unterstützt uns bei der Mustererkennung, damit das System noch bessere Vorschlagmöglichkeiten zum Beispiel bei der Zuweisung der Terminals machen kann.» Beim  RPIS handelt es sich um eine webbasierte Lösung. Jeder User erhält sein eigenes Cockpit mit spezifischen Funktionen. «Es ist von überall zugreifbar, intuitiv und multiresponsiv», erklärt Harder.

Martin Nusser ist überzeugt, dass die neue Verkehrsmanagementplattform eine grosse Chance für den Standort Rheinhafen, für die Länder Schweiz, Frankreich und Deutschland und insbesondere auch für die Binnenschifffahrt darstellt.

«Die Digitalisierung schreitet voran – mit oder ohne uns. Je früher wir uns selbst in diesen Prozess einbringen, desto mehr Möglichkeiten haben wir, ihn zu gestalten.»

Martin Nusser
Stellvertretender Direktor der Schweizerischen Rheinhäfen